Emotionale Intelligenz

Emotionale Intelligenz
Die emotionale Intelligenz wird in Zeiten der Ambiguität und konstanter Veränderungen immer wichtiger. Doch wie definiert man sie?

Warum der EQ im Business-Umfeld so wichtig ist

Jeder besitzt eine emotionale Intelligenz bzw. einen emotionalen Quotienten (EQ), jedoch ist dessen Ausprägung je nach Person unterschiedlich. Ein hoher Intelligenzquotient (IQ) bedeutet beispielsweise nicht automatisch, dass ein hoher EQ besteht. In der Praxis zeigte sich dabei, dass Personen, deren emotionale Intelligenz stärker als deren IQ ausgeprägt ist, trotzdem am Arbeitsplatz erfolgreicher sind.

Aufgrund der vermehrten Sozialkompetenzen lässt sich so auch der Arbeitsalltag angenehmer und zielführender gestalten. Fehlt es einer Führungskraft oder Projektleitung an emotionaler Intelligenz, kann sich dies negativ auf die Zusammenarbeit im Team auswirken. Die Produktivität kann sich verringern oder gar zu Kündigungen führen. Deshalb ist es besonders wichtig, sich nicht nur auf reine Arbeitsabläufe und Prozesse zu fokussieren, sondern auch die soziale Komponente miteinzubeziehen. Oftmals können anbahnende Konflikte bereits vermieden werden, wenn zugleich auch die Gefühle und Bedürfnisse des Gegenübers erkannt und verstanden werden. Menschen mit einem hohen EQ können eigene und Gefühle anderer Personen besser erfassen und das Gegenüber somit besser einschätzen. Durch eine damit verbundene Problemlösungskompetenz auf sozialer Ebene steigt auch deren Potential, Konflikte optimal zu lösen oder gar nicht entstehen zu lassen.

Ausflug in unser Gehirn - wo sitzt die emotionale Intelligenz

Das Gehirn ist in einen emotionalen (limbisches System) und einen rationalen Bereich aufgeteilt. Im so genannten limbischen System sind in dieser Unterteilung die Emotionen angesiedelt. Weitere Faktoren wie rationales Handeln und logisches Denken sind lokal gesehen relativ weit von diesem Bereich entfernt. Wissenschaftlich erklärt die relativ große Distanz der beiden Bereiche, dass Emotionen wie Wut, Trauer oder Freude und rationales Handeln differenziert voneinander agieren. Sei es nun privat oder im Arbeitsalltag, vielen Menschen fällt es schwer, sachlich anstatt emotional zu reagieren. So kommt es mitunter zu voreiligen und gefühlsgesteuerten Handlungen oder Aussagen, die man möglicherweise im Nachhinein bedauert. 

Die vier Fähigkeiten der emotionalen Intelligenz

Die vier Fähigkeiten der emotionalen Intelligenz sind als Selbstwahrnehmung, Selbstmanagement, Soziales Bewusstsein und Beziehungsmanagement definiert. Diese Fähigkeiten werden wiederum in persönliche und soziale Kompetenz unterteilt. Selbstwahrnehmung und Selbstmanagement sind dabei die zwei Fähigkeiten der persönlichen Kompetenz. Sie betreffen die eigene Persönlichkeit und helfen dabei, sich den eigenen Emotionen bewusst zu werden und das eigene Verhalten zu steuern.

Selbstwahrnehmung bedeutet, dass man die eigenen Emotionen wahrnehmen, verstehen und interpretieren kann. Dies gilt für einmalige Ereignisse oder auch immer wiederkehrende Situationen. Auch der Umgang mit negativen Gefühlen spielt dabei eine Rolle. Da Emotionen eine Reaktion auf unsere Umwelt sind und somit immer eine Ursache haben, ist es besonders wichtig, diese richtig einzuordnen und die eigenen emotionalen Reaktionen nachvollziehen zu können. Menschen mit einer guten Selbstwahrnehmung haben es schlicht einfacher, das Potential einer Situation zu durchschauen und eigene Vorteile daraus zu ziehen. Gewissermaßen steht diesen Personen nicht deren Gefühlswelt im Wege. Sie haben auch keine Scheu vor unangenehmen Situationen, sondern nutzen diese, um sich weiterzuentwickeln. Je besser man sich selbst und die eigenen Emotionen kennt, desto leichter fällt dies.

Im Selbstmanagement geht es um die Fähigkeit, bewusst und positiv die eigenen Emotionen steuern zu können. Einigen fällt dies nicht leicht, da die Emotionen dem rationalen Denken überwiegen. Mit gutem Selbstmanagement reagiert man weniger voreilig oder zu emotional. Die größte Hürde dabei ist, Verhaltensweisen langfristig unter Kontrolle zu bekommen und die gelernten Fähigkeiten des Gehirns in unterschiedlichen Situationen anzuwenden. Personen mit gutem Selbstmanagement können erfolgreich die eigenen Bedürfnisse zurückstellen und ihr Verhalten dementsprechend unter Kontrolle halten.

Soziales Bewusstsein und Beziehungsmanagement sind die zwei Fähigkeiten der sozialen Kompetenz und betreffen den Umgang mit anderen Menschen. Es beschreibt die Fähigkeit Gefühlslagen, Verhalten und Emotionen des Anderen zu erkennen und zu verstehen. Soziales Bewusstsein beschreibt die grundlegende menschliche Fähigkeit, die Gefühle und Gedanken anderer Menschen genau nachzuvollziehen, auch wenn die eigene Gefühlslage sich anders darstellt. Genaues Beobachten und Zuhören gehören dabei zu den wichtigsten Faktoren. Im Idealfall konzentriert man sich zu 100 Prozent auf sein Gegenüber und fokussiert sich nur auf dessen Verhalten. Durch bewusstes Zuhören entsteht ein Gesamtbild, die die Interpretation der Gefühlswelt des anderen ermöglicht.

Das Beziehungsmanagement ist das Wissen, eigene und fremde Emotionen für eine erfolgreiche und eindeutige Kommunikation zu nutzen. Den Personen mit hoch ausgeprägtem Beziehungsmanagement fällt es leichter, sich mit unterschiedlichen Menschen zu vernetzen und mögliche Vorteile daraus zu ziehen. Sympathie spielt dabei eine geringe Rolle. Allgemein gilt, dass soziale Beziehungen gepflegt und wertgeschätzt werden müssen, um sich ein adäquates Netzwerk aufzubauen. Je besser die Verbindung desto mehr positives Feedback bekommt man. Bei einer weniger ausgeprägten Beziehung, fällt es deutlich schwerer, seinem Standpunkt Gehör zu verschaffen. In stressigen (Arbeits-)Zeiten ist es die größte Herausforderung, diese sozialen Beziehungen aufrecht zu erhalten. Vor allem am Arbeitsplatz treten häufig Konflikte auf, da sehr unterschiedliche Charaktere aufeinandertreffen. Den meisten Menschen fällt es nicht leicht, in emotional geladen Situationen noch konstruktive Unterhaltungen zu führen. Ein gutes Beziehungsmanagement hilft, solche konfliktträchtigen Situationen am Arbeitsplatz zu vermeiden und in positive Beziehungen umzuwandeln.

Übung zur Verbesserung der emotionalen Intelligenz

Emotionen sind eine Reaktion auf unsere Umwelt, was in der Arbeitsumgebung einige emotionale Hürden mit sich bringen kann. An dieser Stelle wird die emotionale Intelligenz wichtig. Um sie zu verbessern, kann jeder selbst an sich arbeiten. Die wichtigsten Punkte für eine positive Auswirkung auf Konflikte sind aktives Zuhören, offene Kommunikation und ein respektvoller Umgang. Ebenso sollte sich Zeit genommen werden, über die Situation und die entstandenen Emotionen nachzudenken. Im besten Fall bevor man impulsiv handelt.

Journaling ist zum Beispiel eine gute Übung zur Verbesserung der Selbstwahrnehmung. Als Vorbereitung braucht man lediglich Papier und Stift. Man kann sich, beispielsweise abends nach der Arbeit 30 Minuten Zeit nehmen und den Tag oder bestimmte Situationen in Ruhe Revue passieren lassen. Wie beim „Tagebuch-schreiben“ wird niedergeschrieben, wie man sich konkret gefühlt hat und wie die Reaktionen anderer und die eigene darauf war. Auch können positiven Affirmationen helfen, künftiges Verhalten positiv zu beeinflussen. Es ist auch möglich, sich nur 3 Minuten Zeit zu nehmen, um an einem Satz mit offenem Ende weiterzuschreiben, oder auf eine Frage einzugehen. So lernt man, seine Gefühle zu reflektieren und einzuordnen. Beispielsätze sind „Wie ich jetzt fühle, ist…“, „Was mich motiviert, ist…“, „Wie hätten Sie Ihren Tag noch besser gestalten können?“.

Die Antworten sollten spontan und aus dem Bauch heraus aufgeschrieben werden, man sollte nicht lange nachdenken, keine Schreibpausen entstehen lassen. Ob man sich 30 Minuten Zeit nimmt oder 3 Minuten spielt keine Rolle. Es geht nur darum, sich selbst zu schreiben und so mehr Klarheit über die eigenen Emotionen zu erhalten. Wenn man diese oder auch andere Übungen regelmäßig anwendet, wird sich schon bald ein Lerneffekt einstellen. Jeder kann an seiner emotionalen Intelligenz aktiv arbeiten und diese verbessern. So kann man nicht nur seinen Arbeitsalltag erfolgreicher meistern, sondern auch mit Konflikten im Privatleben besser umgehen.

Emotionale Intelligenz bei think tank

Methoden wie beispielsweise das Design Thinking als menschenorientierter Ansatz, arbeiten gezielt mit den Skills emotionaler Intelligenz. In der ersten Phase des Design Thinking Prozesses geht es darum, den Menschen zu verstehen und die Fähigkeit Empathie für diesen zu entwickeln, die wiederum mit einer ausgeprägten emotionalen Intelligenz im Einklang steht. Dabei gilt herauszufinden was die Bedürfnisse, Sichtweisen, Ängste und Emotionen der Menschen sind, z.B. durch aktives Zuhören im Rahmen von qualitativen Interviews. So sollen latente menschliche (User-)Bedürfnisse identifiziert werden, welche als Inspiration für neue innovative Lösungsansätze, Produkte und Services dienen.

Quellen: Bradberry, Travis; Greaves, Jean (2018): Emotionale Intelligenz 2.0 – Erhöhen Sie Ihre Sozialkompetenz und verbessern Sie Ihre Kommunikation Tan, Chade-Meng (2014): Search Inside Yourself – The unexpected path to achieving success, happiness (and world peace)

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