Von der Digitalisierung zur Transformation – eine Definition
Die drei Phasen der Transformation und was wir vom „Shruggie“ lernen können
Wir, von think tank, waren dabei; beim zweiten Münchner Digital Dialog – Bayern digital, Zukunft gestalten. Neben Speakern wie, Christoph Weigler (Chef Uber Deutschland), Jens Monsees (CDO BMW) sprach auch Dr. Gudrun Socher von der TU München über Ihre Definition des Begriffes „Digitalisierung“. Sie erwähnte in diesem Zusammenhang sehr oft die „digitalen Helferlein“, welche immer mehr unseren Alltag beeinflussen. Diese zeichnen sich nicht durch die Umwandlung von analogen in digitale Signale aus, sondern durch; die sinnvolle, sichere Kombination aus digitalen Signalen, Schnittstellen und Daten.
Ich habe ihren Vortrag als Anlass genommen, um mir selbst Gedanken über eine Definition zu machen. Was ist Digitalisierung? Was ist der Unterschied zu digitaler Transformation? Gibt es überhaupt einen?
Einen mögliche Antwort lieferte mir das Buch von Kurtz Matzler, Franz Bailom u.a., „Digital Disruption – Wie Sie Ihr Unternehmen auf das digitale Zeitalter vorbereiten“.
Stufe 1: Das digitale Produkt
Während es bei der Digitalisierung um den Einsatz von Technologien bei der Abwicklung des aktuellen Geschäftsmodells oder der innerbetrieblichen Abläufe geht ist eine Transformation viel tiefgreifender und erschütternder. Nicht jeder, der digitalisiert, durchlebt auch eine Umgestaltung.
Stufe 2: Automatisierung von Prozessen und Entscheidungen
Sie ist notwendig um die zweite Stufe der Digitalisierung zu erklimmen. Die Automatisierung von Prozessen und Entscheidungen. Mit Hilfe von künstlicher Intelligenz und BigData können die Effizenz gesteigert und Kosten gesenkt werden. Echtzeitdaten werden für die Optimierung von Produktionsabläufen (JustInTime) oder für Vorhersagen von Reparaturen (Predictive Maintance) genutzt. Allerdings ist Ausbaustufe zwei noch nicht der Höhepunkt.
Stufe 3: Neue Business Modelle
Die Umstellung des Geschäftsmodells auf ein digitales mit digitalen Ertragslogiken führt zu neuen Wertschöpfungspotentialen. Mit Hilfe künstlicher Intelligenz werden Informationen gewonnen, welche als Grundlage für neue digitale Services genutzt werden können.
Neue Informationen + neuer Kundennutzen = neue Ertragslogik.
Die Digitalisierung erreicht erst in Stufe drei ihre volle Wirkungsweise und kann erst dann als Transformation bezeichnet werden.
Der Wandel betrifft alle Branchen
Der Vortrag von CDO Monsees machte es deutlich. Auch die Automobilbranche muss sich transformieren, um nicht zum Hardwarelieferanten, mit niedriger Wertschöpfung, zu verkommen.
Car as a Service und Mobility as a service sind für BMW ein völlig neuer Absatzmarkt, der immerhin das Potential für 70 Millionen neue Kunden bietet.
Die Mobility Open Blockchain Initiative (kurz MOBI) ist eine weitere Konsequenz der Notwendigkeit zur Transformation. Insgesamt 70 % des Automobilmarktes sind in der Foundation vertreten, deren Ziel es ist, zukunftsfähige Standardlösungen auf Blockchain-Basis zu entwickeln.
Christian Weigler, als Uber-Chef Deutschland, kennt sich wahrscheinlich am besten von allen mit dem Thema Transformation aus. Kein Unternehmen hat eine derartige Metamorphose durchlebt wie der ehemalige Limousinenanbieter. Uber ist mittlerweile der größte Taxianbieter und eroberte von San Francisco aus die ganze Welt.
Es gibt bereits heute viele verschiedenen UBER-Ausprägungen wie: uberPOOL, uberMILITARY, uberGREEN, uberEATS, uberFREIGHT und bald auch uberAIR? Bei uberWEDDING gaben sich in San Francisco acht Paare das Ja-Wort und wurden sogar vom Gründer Travis Kalanick getraut. Ich würde mich auch nicht wundern, wenn es bald uberBIRTH gibt, denn einige Babys erblickten in einem uber-Taxi das Licht der Welt.
Merkmale disruptiver Transformationen
Viele Transformationen haben ihren Ursprung in einer Nische (bzw. in San Francisco), wo sie von den Großen nicht entdeckt wurden. Ihre Wertschöpfung basiert auf einer Plattformökonomie bei der eine Monopolbildung durch den Netzwerkeffekt erreicht werden kann.
Je mehr Menschen Uber nutzen, umso attraktiver wird die Nutzung für jeden einzelnen. Der Zugang zu Ressourcen ist wichtiger für den Erfolg als der eigentliche Besitz. Geschäftsmodelle auf dieser Basis haben das Potential exponentiell zu wachsen.
Ein weiteres Merkmal ist die Personalisierung und Regionalisierung. Während im Zeitalter der Industrie alle Produkte standardisiert wurden, um möglichst effizient zu produzieren, sind die Geschäftsmodelle heute darauf angewiesen, möglichst individuell zugeschnitten zu sein. Amazon hat das längst erkannt. Ein Drittel seines Gesamtumsatzes resultiert aus individualisierten Kaufempfehlungen.
Der Höhepunkt des Digitaldialogs war für mich der Vortrag des Süddeutsche Kolumnisten, Dirk von Gehlen. Er sprach davon, dass in Zeiten der Digitalisierung die Überforderung der default-Modus sei und wir uns lediglich eine Überforderungsbewältigungskompetenz aneignen müssten.
Ähnlich wie der „Shruggie“; einem pragmatischen, japanischen Emoji, dem es egal ist, wenn es nicht auf alle Fragen eine Antwort weiß und das einer „immer-komplexer werdenden Welt“ mit einem Schulterzucken begegnet.
Quellen:
Kurtz Matzler, Franz Bailom u.a., „Digital Disruption – Wie Sie Ihr Unternehmen auf das digitale Zeitalter vorbereiten“ Dirk von Gehlen,